10. August 2011, 11:29

Gott spricht in der Stille

 

 

Liebe Brüder und Schwestern!

In jedem Zeitalter haben Männer und Frauen, die – wie die Mönche und Ordensfrauen – ihr Leben Gott im Gebet geweiht haben, ihre Gemeinschaften an besonders schönen Orten eingerichtet, auf dem Land, auf den Hügeln, in den Bergtälern, am Ufer von Seen oder am Meer oder sogar auf kleinen Inseln. Diesen Orten sind zwei für das kontemplative Leben sehr wichtige Elemente gemeinsam: die Schönheit der Schöpfung, die auf jene des Schöpfers verweist, und die Stille, die durch die Ferne von den Städten und von den großen Verkehrsachsen gewährleistet wird. Die Stille ist die durch das Umfeld gegebene Bedingung, welche die Sammlung, das Hören Gottes, die Betrachtung am besten begünstigt. Bereits die Tatsache an sich, die Stille zu verkosten, sich sozusagen von der Stille „erfüllen“ zu lassen, bereitet uns für das Gebet vor. Der große Prophet Elija erlebte auf dem Berg Horeb – das heißt auf dem Sinai – einen heftigen Sturm, dann ein Erdbeben und schließlich ein Feuer, doch in ihnen erkannte er die Stimme Gottes nicht; er erkannte sie dagegen in einem sanften leisen Säuseln (vgl. 1 Kön 19,11-13). Gott spricht in der Stille, doch man muss es verstehen, ihn zu hören. Aus diesem Grund sind die Klöster Oasen, in denen Gott zur Menschheit spricht; und in ihnen befindet sich der Kreuzgang, ein symbolischer Ort, da es sich im einen geschlossenen, doch zum Himmel hin geöffneten Raum handelt.

Morgen, liebe Freunde, werden wir der heiligen Klara von Assisi gedenken. Deshalb erinnere ich gern an eine dieser „Oasen“ des Geistes, die der franziskanischen Familie und allen Christen besonders teuer ist: an den kleinen Konvent „San Damiano“, der gleich unter der Stadt von Assisi liegt, inmitten von Olivenhainen, die hinab zu „Santa Maria degli Angeli“ gehen. Bei jener kleinen Kirche, die Franziskus nach seiner Bekehrung neu aufbaute, errichteten Klara und ihre Gefährtinnen ihre erste Kommunität und lebten vom Gebet und von kleinen Arbeiten. Sie nannten sich die „Armen Schwestern“, und ihre „Lebensform“ war dieselbe wie jene der Minderbrüder: „Unseres Herrn Jesu Christi heiliges Evangelium zu beobachten“ (Regel der heiligen Klara, I,2), die Einigkeit der gegenseitigen Liebe zu bewahren (vgl. ebd. X,5) und besonders die Armut und Demut zu achten, die Jesus und seine heiligste Mutter gelebt hatten (vgl. XII,11).

Die Stille und die Schönheit des Ortes, an dem die klösterliche Gemeinschaft lebt – eine einfache und strenge Schönheit – bilden gleichsam einen Abglanz der geistlichen Harmonie, die die Gemeinschaft zu verwirklichen sucht. Wie Perlen erfüllen diese Oasen des Geistes die Welt, von denen besonders in Europa einige sehr alt sind, andere aus der jüngsten Zeit stammen, wieder andere von neuen Kommunitäten neu errichtet wurden. Schaut man auf die Dinge aus einem geistlichen Blickwinkel, so sind diese Orte des Geistes eine tragende Struktur der Welt! Und es ist kein Zufall, dass viele Menschen besonders in den Zeiten des Ausruhens diese Orte besuchen und dort für ein paar Tage einhalten: auch die Seele hat, Gott sei des gedankt, ihre Bedürfnisse!

Wir wollen also der heiligen Klara gedenken. Doch wir wollen uns auch andere Heiligengestalten in Erinnerung rufen, die die Wichtigkeit betonen, den Blick auf die „Dinge des Himmels“ zu richten, wie die heilige Edith Stein, Teresia Benedicta a Cruce, Karmeliterin, und Mitpatronin Europas, deren Gedenken wir gestern gefeiert haben. Und heute, am 10. August dürfen wir den heiligen Laurentius nicht vergessen, Diakon und Märtyrer, verbunden mit einem besonderen Glückwunsch an die Römer, die ihn von jeher als einen ihrer Patrone verehren. Und schließlich wenden wir den Blick nun auf die Jungfrau Maria, dass sie uns lehre, die Stille zu lieben und das Beten zu lernen.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Mit Freude grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache, die zu dieser Audienz nach Castel Gandolfo gekommen sind. Seit jeher üben Klöster ihre eigene Faszination aus – als geistliche Oasen, als Orte, an denen Gott in besonderer Weise zu den Menschen spricht. Ihre Mitte ist der Kreuzgang, der Ordnung und Harmonie widerspiegelt, einerseits geschlossen ist und sammelt und zugleich offen ist zum Himmel hin. Hier weisen die Schönheit der Schöpfung, die im Garten durchscheint, und die Stille auf das Wesen des monastischen Lebens hin, das ganz auf das Hören und auf das Betrachten Gottes ausgerichtet ist. Die Stille hilft auch uns, aufnahmebereit zu werden für Gottes Wort und unsere Beziehung zu ihm zu vertiefen. Ich denke, dies ist auch eine schöne Aufgabe für die Urlaubszeit, und dabei können wir von Maria und den Heiligen lernen, die Stille und das Gebet zu lieben und so dem Schöpfer und Erlöser zu begegnen. Der Herr segne euch alle!

 

 

 

                   Berufung

 

Einer ruft

                         leise

aber Er ruft

                   warum?

                             - egal

Er ruft

                         leise

aber immer, immer wieder

 

nicht laut

        nicht befehlend

              nicht herrisch

 

            sondern

 

ganz leis

        ganz zärtlich

               ganz behutsam

 

Einer ruft

                      und wartet -

           wartet auf Antwort

                  .... geduldig ....

aber rufend ...

                     immer ....

                    ... immer wieder...

 

Sr. Anna Mirijam cps

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